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Die Kunst, Mensch zu sein

Während den Vorbereitungen zum gemeinsamen „Strategic Intuition“ Vortrag, in Zürich fragte

Dr. Thomas D. Zweifel, ob ich mit ihm an einer Israelreise teilnehmen möchte. Thomas Zweifel ist Präsident von Keren Hajessod Schweiz und als Organisator der KH Schweiz Business Mission 2018 wollte er mich dazu einladen. Ich hatte bis zu diesem Zeitpunkt keine Ahnung, was Keren Hajessod ist. Die Erwähnung von Thomas, dass wir dabei spannende Orte besuchen und die Gruppe aus interessanten Personen bestehen würde, liessen mich nicht lange über eine Antwort nachdenken. Ich hatte ein gutes Gefühl und so sagte umgehend zu!

Für Recherchen zu meinem neuen Buch flog ich bereits einige Tage vor offiziellem Reisebeginn nach Israel. In Tel Aviv traf ich mich dafür mit ehemaligen Militärs, darunter einem General der IDF (Israeli Defense Force) und einem Rabbiner. Die Begegnungen waren für mich sehr interessant und lernreich.

Nach mehreren ausgefüllten Tagen in Tel Aviv wurde ich von einem KH Fahrer abgeholt und nach Jerusalem gebracht. Ausser Thomas Zweifel war mir keiner der anderen Teilnehmer bekannt. So war ich sehr darauf gespannt, die Gruppe kennen zu lernen. Bereits am ersten Abend hatten wir ein gemütliches kulinarisches Zusammensitzen. Wir waren ein bunter Haufen aus Katholiken, Protestanten, Juden und einem Evangelisten. Es ist für mich (ganz speziell im Mittleren Osten) immer wieder faszinierend, wie schnell die sonst eigentlich so dominierenden Grundpfeiler der Religionen bei persönlichen Begegnungen plötzlich relativiert werden und das Zwischenmenschliche natürlich in den Vordergrund findet.

Während den folgenden drei Tagen reisten wir durch das Land, besuchten verschiedene soziale Institutionen, welche sich um weniger privilegierte Menschen kümmerten sowie politische oder eine der nationalen Sicherheit dienende Einrichtung. Dabei begegneten wir wiederum vielen lieben Menschen, auch hier spielte die Religion eher hintergründig eine Rolle. Wir lernten eine Seite Israels kennen, die in der Presse leider viel zu wenig gezeigt wird; eine Kultur, die an Integration und dem gegenseitigen Verständnis arbeitet. Unabhängig davon, ob der Mensch Jude, Christ, Moslem, Druse oder Atheist ist.

Ich blieb nach Abschluss der KH Reise noch für einen weiteren Tag in Jerusalem und zog dafür vom jüdischen Teil Jerusalems in ein Hotel, das an ein christliches Kloster erinnert und in dieser heiligen Stadt Pilger wirklich aus aller Herrenländer empfängt. Die meisten Angestellten selber, denen ich begegnete, waren Araber christlichen Glaubens.

Während einer Meditation auf der Terrasse des Klosterhotels zogen vor meinem geistigen Auge erneut die vergangenen Tage vorbei. Während diesen begegnete ich unzähligen Menschen unterschiedlichster Couleur. Plötzlich hatte ich eine Erkenntnis! So verschieden sie alle waren, so verband sie doch etwas:

Der Glaube an „Etwas“ Höheres im Leben! Für die Einen war dies die Liebe zum Vaterland, für den Anderen die Treue zur Armee, für wieder Andere die Devotion für soziale und weniger privilegierte Menschen, für viele war es die Religion.

Eine weitere Erkenntnis war unerwartet, dass diese Business Reise für mich selber so etwas wie zu einer Pilgerreise wurde! Ich lernte zahllose Menschen kennen, jeder folgte einer Vision und gab sich einer höheren Kraft oder Macht hin. So unterschiedlich, ja sogar gegensätzlich viele dieser Menschen nach aussen zu sein schienen, jeder von ihnen war ein wichtiger Teil dieser Reise und jeder von ihnen trug mich/uns auf seine Weise ein Stück auf dieser vielseitigen Reise. Weisse Juden, Christen oder Moslems empfingen mich, halfen mir und uns ein Stück auf unseren Wegen, um mich und uns dann in die Hände eines farbigen Juden, Christen oder Moslems zu übergeben, der wiederum für an den nächsten Ort Wegbegleiter war.

So unterschiedlich die Menschen zu sein schienen, so homogen waren sie in ihrer Menschlichkeit! Die Kunst, Mensch zu sein, konnte während dieser Reise auf einzigartige Weise erfahren werden!

Ich war schon unzählige Male in Israel, lerne immer wieder viel Neues und erlebe auf mystische und magische Weise doch zeitgleich so viel Altes oder Urtümliches!

Zum Schluss meiner Reise hatte ich ein langes Gespräch mit einem weisen Rabbi der lange als geistlicher Begleiter in der IDF diente. Als wir über Gott sprachen und ich ihn fragte, ob nach seiner Ansicht jeder Mensch Gott so in sich wahrnehmen könne, wie er es tue, zeigte er erst auf seinen Brustkorb und dann mit dem Finger in den Himmel. Dazu sagte er, dass Jeder, der das UNIVERSUM in sich spüren könne, Gott ebenso wahrnehmen werde. Was mich vor allem berührte, war die Tatsache, dass er vom UNIVERSUM, also universell sprach und keinen jüdischen Begriff für „ihren“ Gott benutzte. Er lies den religiösen Gott hinter sich und bezog sich auf den Gott, den wir alle in uns haben! Auch dies war wieder ein wunderschöner Hinweis darauf, was es bedeutet, bewusst die Kunst zu leben, um Mensch zu sein.

Im Jiddischen gibt es übrigens den Begriff „Mensch“, Mentsh. Dieser bezieht sich auf eine Person mit inneren Werten. „Mensch“ ist also nicht nur Mensch, sondern in diesem Sinne eine Person, die tieferen, spirituellen und religiösen Werten folgt. So sagte man noch heute in Israel oder unter Menschen jüdischen Glaubes auf Englisch zu einer Person, die nach diesen Idealen lebt „He is a real Mentsh“!

Die Kunst, Mensch zu sein – was für ein universelles Privileg!

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